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Siedlungsmodelle Bayern
Programm "Siedlungsmodelle"
Modellhaft Lösungen im Städte- und Wohnungsbau entwickeln, die sowohl
unter Kostengesichtspunkten wie nach ökologischen und sozialen Kriterien
maßstabsetzend sind:
Dieses Ziel wird mit
dem Sonderprogramm „Siedlungsmodelle“ der
Bayerischen Staatsregierung an 12 ausgewählten Projektstandorten verfolgt.
Dabei setzt der Freistaat 200 Mio. DM aus den Privatisierungserlösen
ein, um im Rahmen der „Offensive Zukunft Bayern“ zusammen mit den
Kommunen modellhafte Sied-lungsgebiete und Stadtquartiere zu entwickeln.
Etwa 7.000 Wohnungen für bis zu 20.000 Menschen sollen in den nächsten
Jahren mit den „Siedlungsmodellen“ gebaut werden.
Allen Projekten gemeinsam ist es zu zeigen, dass bei intelligenter Planung
innovativer, ökologischer und sozialer Städte- und Wohnungsbau nicht
teurer sein muss als herkömmliche Lösungen.
Auswahl der Gemeinden
103 Gemeinden mit insgesamt 132 Maßnahmen hatten sich für die Aufnahme
in das Programm beworben. Im Februar 1995 wählte der Ministerrat 12 Modellprojekte
an folgenden Standorten aus: Aschaffenburg, Augsburg, Bayreuth, Erlangen, Fürth,
Günzburg,
Ingolstadt, Kempten, München, Nürnberg, Passau und Regensburg.
Ziele des Programms
Mit dem Programm werden zwei Zielrichtungen verfolgt:
Erstens soll ein wirkungsvoller Beitrag zur Wohnungsversor-
gung erbracht
werden. Hier besteht weiterhin Handlungs-
bedarf.
Zweitens soll ein Beitrag zur zukunftsorientierten, nachhaltigen Stadtentwicklung
geleistet werden. Es sollen Stadtteile entstehen, in denen mit vorhandenen
Ressourcen
so intelligent umgegangen wird, dass eine dauerhafte, umwelt-gerechte
und wirtschaftlich sinnvolle Entwicklung möglich ist („sustainable
development“).
Für ein solches Programm kann es naturgemäß kein allum-fassendes,
in sich geschlossenes Schema geben, das sich auf sämtliche Modellsiedlungen übertragen
ließe.
Ein Katalog von Einzelteilen und Zielgruppen
bildet die Basis für die
Durchführung:
Preiswerter Städte-
und Wohnungsbau
Städte- und Wohnungsbau müssen bezahlbar bleiben. Intelligente Konzepte
zum kostensparenden Bauen sollen zeigen, dass sparsame Lösungen sehr wohl
mit der archi-tektonischen und technischen Qualität eines sozialen und ökologischen
Städte- und Wohnungsbaus vereinbar sind.
Angestrebt werden:
- Einsparung von Grunderwerbskosten
- Einsparung bei Ver- und Entsorgung
- sparsame Erschließung
- flächensparende Siedlungsformen
- kostengünstige Bauformen
- kostengünstige Konstruktionsmethoden, Materialien,
Baumethoden
Die Baukosten sollen bis zu einem Viertel gesenkt werden.
Nach heutigem
Kostenstand bedeutet dies, dass im Sozialen Wohnungsbau die reinen Baukosten
1.800 DM pro Quadratmeter Wohnfläche nicht überschreiten sollen.
Bei Einhaltung dieser Kostengrenze soll gleichzeitig eine Einsparung
im Energiebereich von etwa 15% gegenüber den Werten der Wärmeschutzverordnung
erreicht werden.
Ökologischer Städte-
und Wohnungsbau
Das Thema ökologischer Städte- und Wohnungsbau und gesundes
Wohnen wird immer intensiver diskutiert und wahrgenommen. In einem neuen,
umfassenden Siedlungskonzept müssen deshalb die ökologischen
Belange besonders zur Geltung kommen:
- sparsamer Flächenverbrauch und umweltschonender
Umgang
mit Grund und Boden
- optimale Ressourcennutzung durch siedlungsstrukturell
günstige
Einfügung der Baugebiete
- energiesparende Siedlungs- und Hausformen
- Einsatz neuer innovativer Versorgungskonzepte
- Verwendung umweltfreundlicher, ressourcenschonender,
energiesparender
Baustoffe
- neue Konzepte zu Wasserversorgung, Abwasserbesei-
tigung,
Abfallbehandlung
Sozialer Städte-
und Wohnungsbau
Der zukunftsweisende soziale Städte- und Wohnungsbau muss familiengerecht
und weitgehend barrierefrei sein, außerdem ein möglichst breites
Angebot für unterschiedliche Wohnbedürfnisse umfassen:
- Verbindung von Wohnen, Arbeiten und Freizeit
- maßstäbliche und überschaubare Gliederung der
Siedlungen
- familiengerechte, kinderfreundliche Wohnungen
(hierarchiefreie Grundrisse,
neue Wohnformen)
- ansprechende Wohnumfeldgestaltung mit
Kommuni-
kationsmöglichkeiten
- breit gefächertes Wohnungsangebot für unterschiedliche
Nutzergruppen
(barrierefreies Wohnen, betreutes
Wohnen, Mehrgenerationenwohnen etc.)
Umsetzung des Programms
Organisation und Trägerschaft
Die „Siedlungsmodelle“ werden in enger Kooperation zwischen
dem Freistaat und den 12 Städten entwickelt.
Die Zusammenarbeit
erfolgt entweder in Form von gemein-samen Entwicklungsgesellschaften
oder auf der Basis von Darlehensverträgen:
Mit acht Städten wurden Entwicklungsprojekt- bzw. Darle-hensverträge
geschlossen, die Grundlage für die gemein-schaftliche Projektentwicklung
und eine grundstockkon-forme Ausreichung der Privatisierungserlöse
durch den Freistaat an die Kommunen sind. Für vier Projekte liegt
die Umsetzung bei gemeinsamen Entwicklungsgesellschaften. Steuerungsgremien
sind die Beiträge bzw. Aufsichtsräte, in die die Kommunen und
der Freistaat ihre Vertreter entsenden.
Mit den eingebrachten Mitteln können zunächst die für
die Entwicklung notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dazu
zählen z.B.
- vorbereitende Wettbewerbe und Planungen
- Grunderwerb
- Infrastrukturmaßnahmen.
Die Projekte werden dann mit Hilfe der örtlichen Wohnungs-bauunternehmen
realisiert, die dabei verpflichtet werden, die vorgenannten Ziele einzuhalten.
Im Gegenzug hat der Freistaat Förderpriorität bei allen einschlägigen
staatlichen Programmen – einschließlich des Sozialen Wohnungsbaus – zugesagt.
Wissenschaftliche Begleitung
Die Projekte werden von namhaften Wissenschaftlern aus den Breichen
- Städtebau,
- Ökologie und Energie,
- Verkehr,
- Wohnungsbau und Baukosten,
- Soziologie
begleitet.
Sie wirken in der Planungs- und Realisierungsphase an der Überprüfung,
Konkretisierung und Umsetzung der fachlichen Programmziele mit und werden
nach Abschluss des Programms eine Bewertung vornehmen.
Wettbewerbe
Für die meisten Modellprojekte wurden städtebauliche Ideen-
bzw. Realisierungswettbewerbe durchgeführt, um auf diesem Wege ein
breites Spektrum tragfähiger Lösun-gen zu erhalten, in dem
die weitgefächerten Ziele des Programms aufeinander abgestimmt und
umgesetzt werden können.
In der Phase der weiteren Konkretisierung ist es von grundsätzlicher
Bedeutung, die mit Hilfe der Wettbewerbe erreichte hohe städtebauliche
Qualität und Signifikanz zu erhalten, zu festigen und notwendige Änderungen
so vorzunehmen, dass die Stärken der Entwurfsideen auch im Zusammenwirken
mit den markbeherrschenden Kräften weitergeführt werden können.
www.wohnen.bayern.de
aus: Siedlungsmodelle, Neue Wege zu preiswertem, ökologischem und
sozialem Wohnungsbau in Bayern, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, München,
2000
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